14.11.2025 Vortrag und Podiumsdiskussion: Vom Aufstand der Untertanen zur selbstbewussten Zivilgesellschaft. Michael Gaismair (1490–1532) – 500 Jahre Tiroler Landesordnung

«von einander nit weichen, sonder mitainander heben und legen» Michael Gaismair

Freitag, 14. November 2025, 18–21 Uhr, Akademie Meran

18 h – 19.15 h           
Eröffnung und Begrüßung (Brigitte Mazohl)         

Vortrag mit Diskussion von Robert Rebitsch (Universität Innsbruck):
Michael Gaismair – Sozialrevolutionär und Unruhestifter oder utopischer Vordenker einer mündigen Zivilgesellschaft?

*** Pause mit kleinem Imbiss ***

19.45 – 21.15 h         
Einführung (Kurt Scharr)

Podiumsdiskussion zum Thema

Unsere moderne Zivilgesellschaft heute – multidisziplinäre Perspektiven auf das Demokratieverständnis, insbesondere in Europa

Moderation: Sonja Puntscher-Riekmann (Universität Salzburg, ÖAW Wien)

Teilnehmer:innen: Simona Piattoni (Università di Trento), Hans Heiss (Bozen, Universität Innsbruck), Sepp Mall (Meran), Anna Gamper (Universität Innsbruck)

Michael Gaismair (1490 – 1532) – aus einer bäuerlichen Familie stammend, im Bergbau tätig und ehemaliger Kanzleischreiber des Fürstbischofs von Brixen – führte 1525 eine sozialrevolutionäre Bewegung im Hochstift Brixen an, aus der im Jahre 1526 eine Tiroler Landesordnung hervorging, die ihrer Zeit weit voraus war. Die Jahrzehnte dauernden Kriege unter Kaiser Maximilian, die drückende Abgabenlast der Untertanen, eine zunehmend rigide Durchsetzung des Römischen Rechts, aber auch die noch vagen Ideen von Gerechtigkeit und Gleichheit[1], genährt durch die Thesen der Reformation und ähnliche Uffrur-Bewegungen in Süddeutschland hatten den Anstoß für diesen flächenhaften Aufstand der Jahre 1525/26 gegeben.

Gaismair als Person und seine utopisch anmutenden Forderungen nach einer politischen Stimme für den ‚gemeinen Mann‘ in einer egalitären Gesellschaft gerieten im katholischen Österreich in der breiten Öffentlichkeit bis zum Ende der Monarchie weitgehend in Vergessenheit. Heute stehen seine Ideen für den frühen Versuch rechtloser Untertanen– entgegen dem traditionellen Herrschaftsverständnis ihrer Obrigkeit – für ihresgleichen eine bleibende Stimme um politische Mitbestimmung zu verschaffen.

Damit liefert Gaismair mit seiner Landesordnung von 1526 und dem sogenannten Österreichischen Bauernkrieg den Anlass für ein kritisches Nachdenken über Entwicklung und Wert einer mündigen Zivilgesellschaft für das grundsätzliche Funktionieren eines demokratisch verfassten Staates. Anlässlich des fünfhundertjährigen Jubiläums stellt daher die Akademie Deutsch-Italienischer Studien in Meran Michael Gaismair und seine (damals utopischen) Ideen von Gleichheit und Gerechtigkeit in den größeren Rahmen der modernen Zivilgesellschaft und bedrohten demokratischen Strukturen heute. Nach einem historischen Vortrag zum Gedenken an den Bauernführer und seine Landesordnung wird in einer anschließenden Podiumsdiskussion – unter der Leitung der Politikwissenschaftlerin Sonja Puntscher-Riekmann –  aus verschiedenen Disziplinen der Blick auf die Rolle unseres Demokratieverständnisses heute, insbesondere in der EU, gelegt.


[1] Die Inschrift einer Gedenktafel am Ort seiner Ermordung bei Padua spricht noch von „Freiheit und sozialer Gerechtigkeit“. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Michael_Gaismair_Lapide.JPG

14.11.2025 Vortrag und Podiumsdiskussion: Vom Aufstand der Untertanen zur selbstbewussten Zivilgesellschaft. Michael Gaismair (1490–1532) – 500 Jahre Tiroler Landesordnung

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