Architektur
Die originale Plandarstellung der Schwalbenvilla gehört zu den wenigen schriftlichen Quellen, die bis heute erhalten geblieben sind.
Als Projektanten ihres Urlaubsdomizils wählt Rosa Lohner den Wiener Architekten Alexander Graf, der um die Jahrhundertwende besonders aktiv ist. Die Schwalbenvilla gehört zu seinen Frühwerken. Sie ist im sogenannten Heimatstil erbaut, einer Unterart des im deutschen Sprachraum verbreiteten Späthistorismus.
Die Villa ist von einem dreieicksförmigen Park umgeben, der an keine andere Liegenschaft angrenzt, sondern an allen drei Seiten von Straßen eingegrenzt ist: im Südwesten von der Innerhoferstraße, im Osten von der Grabmayrstraße und im Norden von der Weingartenstraße. Das Gebäude ist dreistöckig und besteht aus Souterrain, Hochparterre und einem Dachgeschoss.
Die Achse der Villa liegt leicht quer zur Einfahrt an der Innerhoferstraße. Die dunkelbraunen Fachwerkapplikationen verleihen dem Bau den Charakter eines alpenländischen Jägerhauses. Ganz dem Stil seiner Zeit verpflichtet, verleiht Graf allen vier Fassaden eine gewisse Bewegung, die durch die durchgängige Asymmetrie, aber auch durch Vorsprünge und Kontrastelemente wie Balkone, Risalite, Erker und Veranden entsteht.
Der Eingang der Villa liegt im Schatten der Bäume, an der Ostfassade und damit an der der Zufahrt entgegengesetzten Seite. Durch die Verglasung über der Haustür, die sich bis zum Dach hin zieht, fällt Tageslicht auf die zunächst aus Stein, dann aus Holz gearbeitete Treppe, die zu den oberen Stockwerken führt.
Das Hochparterre war der Wohnbereich von Rosa Lohner: Durch die Eingangstür gelangte man – so wie auch heute noch – in eine geräumige Halle, von der aus alle anderen Zimmer sowie Küche und Badezimmer zu erreichen waren. Der Salon lag dem Eingang gegenüber, daneben das Speisezimmer. Aus diesen beiden Zimmern besteht der heutige Konferenzraum der Akademie. Vom Esszimmer aus gelangte man zum Zimmer der Miteigentümerin Maria Dvorzak, das von einem hellen Eck-Erker geprägt ist. Südlich der Eingangshalle und damit in der besten Position lag das Wohnzimmer von Rosa Lohner. Dem geräumigen Zimmer ist eine Holz-Veranda vorgelagert, von der aus man zu einer Pergola gelangt. Der Originalplan zeigt eine Treppe, die von der Pergola direkt in den Garten führte. Das entsprach der Mode jener Zeit, der fast alle Herrenhäuser folgten. Im Zuge nicht dokumentierter Umbauarbeiten wurde die Freitreppe später entfernt. Sie musste einer Autoremise weichen, die unterhalb der Pergola errichtet wurde. Womöglich wurde der Umbau von Paul Förstemann veranlasst, der die Villa dem persönlichen Geschmack und den eigenen Anforderungen anpasste, bevor er sie bezog.
Im Hochparterre lagen auch Badezimmer und Küche sowie ein Dienerzimmer. Eine Nebentreppe führt von der Küche direkt zur Haustür. Trotz dieser Zugeständnisse an den für die damalige Oberschicht grundlegenden Komfort haftet der Villa eine gewisse Bescheidenheit an, die sie deutlich von anderen Obermaiser oder Untermaiser Residenzen aus jener Zeit abhebt. Die Ausstattung des Gebäudes entspricht dem Witwenstatus der Bauherrin, der vermutlich ein stiller und beschaulicher Rückzugsort vorschwebte.
Ins Obergeschoss führt eine Holztreppe, eine Dienertreppe verband dieses Stockwerk außerdem mit den Dienerzimmer im Hochparterre. Im Obergeschoss mit seinen hohen, zum Teil schräg abfallenden Decken befinden sich zwei Zimmer, wobei dem nach Süden gerichteten ein Balkon vorgelagert ist, der auf der Veranda sitzt. Auch gibt es hier Dachboden- und Abstellräume. Als die Akademie für deutsch-italienische Studien in die Villa San Marco einzog, kam sie zunächst im Obergeschoss unter. Seit die Akademie über das ganze Gebäude samt umliegendem Park verfügen kann, sind hier die Büros der Mitarbeiter untergebracht.
Quelle: Giorgia Lazzaretto; Anna Pixner Pertoll, Meraner Villenbau um die Jahrhundertwende. Ein Beitrag zur Wohnkultur im 19. Jahrhunder