28.04.2022 Vortrag + Buchvorstellung

Von Mitteleuropa nach Zentraleuropa? Vom Zerfall des Habsburgerreiches bis zum EU-Beitritt Österreichs – Kurt Scharr –

Mitteleuropa und Zentraleuropa sind beides Begriffe, die mitunter den gleichen Raum beschreiben, inhaltlich weichen sie indes – vor allem wenn man ihre Entwicklung näher betrachtet – deutlich voneinander ab. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Konzept ‚Mitteleuropa‘ in der Öffentlichkeit zwar weitgehend dominiert von Machtansprüchen der Habsburgermonarchie als auch des Deutschen Reiches, und trotzdem existierte parallel dazu schon eine klare Vorstellung grenzüberschreitender gesellschaftlich-kultureller Gemeinsamkeiten. Immerhin hatte der österreichische Staat im Verlauf des 19. Jahrhunderts gerade dafür unter anderem die strukturellen Voraussetzungen wie etwa den Parlamentarismus als auch eine wachsende Rechtsstaatlichkeit bereitgestellt und eine Öffentlichkeit als Ort des Austausches entstehen lassen. Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges und den Folgen der Pariser Friedensverträge etablierte sich eine neue, in vielem widersprüchliche Ordnung in Europa, die von nationaler Abgrenzung, Skepsis und zum Teil auch offener Feindseligkeit zwischen den Staaten gekennzeichnet war. Die junge Republik büßte denn auch bald ihre demokratische Basis ein. Sie sollte zunächst in eine Kanzlerdiktatur schlittern, um danach gänzlich in NS-Deutschland‚ uns seiner völlig pervertierten Mitteleuropavorstellung, ‚aufzugehen‘.

Der Verlauf der schrittweisen – oftmals nur halbherzig und nicht immer geradlinigen – Reintegration der jungen Republik Österreich in eine größere, solidarisch agierende Staatengemeinschaft, aber auch das schwierige Lavieren im Umgang mit der eigenen Vergangenheit bis in die 1980er Jahre, sind auf weiten Strecken beispielgebend für die Genese Zentraleuropas. Der Vortrag versucht daher, in ausgewählten Bildern, die Geschichte Österreichs in einer größeren europäischen Perspektive, zu betrachten und dabei den Wandel der damit verbundenen Vorstellungen aufzuzeigen.

Im Anschluss findet eine Präsentation von Neuerscheinungen aus der Österreichischen Geschichte statt.

Buchvorstellung von Brigitte Mazohl

Epochenbruch 1918/19? (Brigitte Mazohl, Kurt Scharr)

Was heißt Österreich? (Sieglinde Klettenhammer, Kurt Scharr)

Die bedeckte Halsgrube (Hanna Goldmann, Brigitte Mazohl)

Wir gehen furchtbar ernsten Zeiten entgegen (Markus Graf Spiegelfeld, Matthias Egger)

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